Hiermit möchte ich mich auf § 4, Absatz 3 GG berufen und aus Gewissens-gründen den Wehrdienst verweigern.Gerne möchte ich Ihnen, Sehr geehrte Damen und Herren, die Gründe nahelegen, wieso ein 17-Jähriger Teenager kurz vor der Entlassung in die große weite Welt den Wehrdienst verweigern möchte.
Zunächst ist zu sagen, dass meine Familiengeschichte von unterschiedlichen Schicksalsschlägen gekennzeichnet wurde. Meine Großmutter überlebte das Nazi-Regieme als Kleinkind nur knapp, meine Eltern – beide aufgewachsen in der ehemaligen DDR – erlebten den Sozialismus in seiner schärfsten und kontrollierendsten Form. Geprägt durch diese Erlebnisse, wiedergegeben in ihren Erzählungen, bin ich heute überzeugter Pazifist.
Krieg, wie ich ihn jeden Tag erlebe - das mag anmaßend klingen, doch in der Tat erlebe ich ihn jeden Tag, wenn ich die Zeitung aufschlage oder die Nachrichten anschalte - lässt mich vergessen, was Werte wie Menschlichkeit und Nächstenliebe für die Gesellschaften unserer Welt bedeuten. Sie sprechen von „Friedenssicherung“ und „Friedenstruppen“. Schließen sich diese Worte, jedes für sich genommen, nicht bereits vollständig aus? „Friedenstruppen“ und „Anti-Terror-Krieg“ sollten an den Schulen und Universitäten dieser Welt als perfekte Beispiele gelten, wie verheerend Widersprüche innerhalb eines Wortes sein können.
Sie nennen es „Anti-Terror-Krieg“, doch die Vergangenheit beweist, dass dieser Name eine Heuchelei ist. Am Beispiel Afghanistan sehe ich, dass Gewalt und Gegengewalt seit Jahren keine Verbesserungen hervorgebracht haben. Ich sehe eine stagnierende Wirtschaftslage mit einer hohen Arbeitslosigkeit und dadurch bedingt keine Verbesserung, stattdessen eine Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Menschen, die dieses Land ihr Heimatland nennen.
Doch auch schon früher, im Kindesalter, wurde mir durch die Erziehung meiner Eltern nahegebracht, dass Krieg und Hass Dinge sind, die es in jeglicher Weise scharf zu verurteilen gilt. Das Leben eines Menschen hat nach meinen moralischen Ansichten einen höheren Stellenwert, als irgendetwas sonst auf der Welt. Allein die Tatsache, dass in der Geschichte der Menschheit Millionen und Abermillionen ihr Leben im Krieg ließen, lässt mich an den Motiven der Staaten und Regierungen zweifeln, die sich für diese menschenfeindlichen Maßnahmen entscheiden.Es ist nicht richtig, einen religiösen Zusammenhang herzuleiten, wo keiner besteht. Weder bin ich religiös erzogen worden, noch glaube ich in irgendeiner Weise an Gott oder die Schöpfungsgeschichten, die die unterschiedlichen Glaubensgruppen dieser Welt predigen. Dennoch bin ich niemand, der sich gegen die Religion stellen würde, denn das Glauben an einen Gott, an eine höhere Macht, gibt den Gläubigen seit je her Kraft und Hoffnung. Wenn ich sehe, wie viel Leid der Krieg den gläubigen Menschen dieser Welt bringt, ihnen die Kraft und die Hoffnung und ihre Leben nimmt, dann wird mir klar, dass der Krieg niemals eine Verbesserung bewirken kann, sondern nur zerstört und dort Leid schafft, wo er wütet.
Zu dem kann ich mir nicht vorstellen, eine Waffe in meinen eigenen Händen zu halten und den Befehl eines Kommandanten, auf eine Feindliche Einheit zu feuern, auszuführen. Ich bin mir dessen bewusst, dass eine Missachtung dieser Befehle für meine Kameraden lebensbedrohliche Konsequenzen haben kann, aus diesem Grund sehe ich mich im Wehrdienst gänzlich falsch aufgehoben. Nicht nur der Umgang mit Waffen, sondern auch jegliche Beteiligung an militärischen Aktivitäten, Vorbereitungen, etc wäre ein Widerspruch zu meiner pazifistischen Einstellung und daher unausführbar für mich.
Stattdessen sehe ich den Handelsbedarf in der Zusammenarbeit mit den Menschen dieses Landes. Der soziale Aspekt, den der Krieg völlig unberücksichtig lässt, eröffnet mir ein breitgefächertes Betätigungsfeld, innerhalb dessen ich meinen Zivildienst ableisten möchte.
Ich möchte daher diese 9 Monate dafür investieren anderen Menschen Gutes zu tun. Meiner Meinung nach gibt es nichts wichtigeres als die Hilfsbereitschaft untereinander. Die unzähligen Hilfebedürftigen haben es verdient, eine starke Hand entgegengestreckt zu bekommen, jemanden zu haben, der ihnen die Hilfe geben kann, die sie brauchen. Ich genoss während meiner gesamten Kindheit eine sehr soziale Erziehung und möchte die Nächstenliebe, die mir einverleibt wurde, nutzen, um anderen Menschen eine Hilfe zu sein.
Ich denke daher, dass der Zivildienst für mich die bessere Alternative zur Wehrpflicht darstellt. Ich bin mir absolut sicher, dass es mir nicht möglich wäre, den Dienst an der Waffe mit meinem Gewissen, meiner Erziehung und meiner gesamten Einstellung zu vereinbaren. Ich fühle mich gegenüber meiner Familie, ihrer Geschichte und vor allem dem vielen Leid, welches Krieg überall in der Welt anrichtet, dazu verpflichtet, Menschen zu helfen, die meine Hilfe benötigen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen meine Gründe für eine Wehrdienstverweigerung ausreichend und zu Ihrer Zufriedenheit nahe legen.
Sonntag, 31. Januar 2010
VERWEIGERUNG ABGESCHICKT - MAN DARF GESPANNT SEIN...
Dieses Wochenende bin ich endlich dazu gekommen, meinem Kreiswehrersatzamt den letzten Stoß zu versetzen und meine schriftliche Wehrdienstverweigerung auf den Weg zu schicken. Was genau mich dazu bewegt hat, den 'Dienst an der Waffe' zu umgehen, und was ich allgemein von dem ganzen halte - hier mein zweiseitiges Schreiben vom 30.01.2010!
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