Dienstag, 24. August 2010

Filmreview

The Beach ~ Wie geht Gesellschaft im Paradies?

Nachdem ich zuletzt nach erstaunlich vielen Di Caprio - Filmen innerhalb kürzester Zeit wieder und wieder meinen Daumen hochachtungsvoll in die Höhe strecken musste, kam mir das ganze doch ein wenig spanisch vor. Was verband ich bis dato mit dem Namen "Di Caprio". Da gab es diesen Eklat über einen Eisdielenbesitzer im beschaulichen Bad Salzuflen in Nordrhein-Westfahlen, dem der Name seiner Eisdiele einen Rechtstreit mit dem Titanic-Star bescherte, da dieser selbigen für sich haben wollte. Abgesehen davon, dass ich mir für die Zukunft merkte, meine Eisdiele niemals nach einem scheinbar übergeschnappten italienisch-amerikanischen Schauspieler zu benennen, war mir der damals 25-jährige auf Anhieb unsympathisch. Nicht, dass der zwei Jahre zuvor erschienene Film über ein Schiff und einen Eisberg das ganze bereits in eine völlige andere Richtung gelenkt hätte, vielmehr war es so, dass dieser Fauxpas mich darin bestätigte, Leonardo Di Caprio nicht zu meinen Lieblingsschauspielern zu zählen.

Nach Blood Diamond, Shutter Island und Inception und daher rührend der Erkenntnis, dass dieser Mann eben doch ein unglaublich talentierter Schauspieler ist, wagte ich mich diese Woche in die düstere Vergangenheit seiner Filmographie.

"The Beach", zur Jahrtausendwende unter der Regie Danny Boyle's gedreht (ihr kennt ihn von Trainspotting, 28 ... Later oder Slumdog Millionaire) handelt, nüchtern formuliert, von einem Ausreißer, einem Rucksacktouristen aus den USA, der versucht, in Thailand das "wahre Leben" kennenzulernen und dabei auf das Paradies trifft. Zumindest auf den ersten Blick.

Richard Fischer ist Anfang 20 und gewillt, die Fesseln des amerikanischen Alltags hinter sich zu lassen und stürzt sich, zusammen mit seinen neuen französischen Freunden Étienne (Guillaume Canet) und Francoise (Virginie Ledoyen [!]) in ein Abenteuer: Der Legende nach gibt es ganz in der Nähe der touristischen Insel Ko Samui einen Strand, eine paradiesische Lagune und obendrein Hanffelder, die grenzenlosen Genuß versprechen. Als die drei dort tatsächlich ankommen, treffen sie auf eine ganze Gruppe anderer Abenteurer, die dort seit über einem halben Jahrzehnt in friedlicher Gemeinschaft ihren großen Traum leben. Für Richard beginnt sich das Paradies zu verwirklichen, das Ansehen in der Strandgesellschaft wächst und gedeiht, und selbst die schöne Francoise scheint in dem jungen Amerikaner mehr als nur einen guten Freund zu sehen.

Nach einigen Monaten zeigt die Idylle jedoch ihr wahres Gesicht und fletscht nach einem Haiangriff auf zwei der Strandbewohner buchstäblich ihre bedrohlichen Zähne - Da das Geheimnis des Paradieses um dessen genauen Standort nicht gelüftet werden darf, kann Hilfe nicht eingeflogen werden. Im Sterben liegend stellen sich die Verwundeten nun als große Last dar und gefährden obendrei die ausgelassene Stimmung in der Strandgemeinde - Grund genug um den leidenden Christo (Staffan Kihlbom) in den Dschungel zu bringen, um ihm dort seinem Schicksal zu überlassen.

Weiter zeigt sich die Kehrseite der Medaille mit anderen Beispielen: Angelockt durch eine Kopie der Landkarte, die Richard in Ko Samui zurückgelassen hatte, treffen weitere Abenteuerlustige auf der Insel ein. Richard wird daraufhin von der Gemeinschaft verstoßen. Die bewaffneten Hanfbauern, bis dato in Einklang lebend mit den Strandbewohnern, sehen ihr gemeinsames Abkommen verletzt, sie dort in Ruhe leben zu lassen, sofern keine weiteren Bewohner hinzu kommen. Der Anführerin der "Beachtruppe" wird nun die Wahl gelassen: Wenn sie weiterhin im Paradies leben wollen, muss der schuldige Richard getötet werden...

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Auch nach Inception und wie sie alle heißen, ist ein Blick in die Di Caprio'sche Vergangenheit definitiv zu empfehlen. The Beach mag auf den ersten Blick nur einer von unzähligen Teenie-Abenteuer-Filmchen sein, der auf keinen Fall in einem Atemzug mit den im gleichen Zeitraum erschienenen Klassikern Fightclub, American Beauty oder Memento genannt werden sollte - sicherlich rührt daher auch die harsche Kritik an der zwischenzeitlich - zugegeben - sehr gewagten Genreverschiebung gegen Ende des Filmes, die zunächst tatsächlich schwer einzuordnen ist. Nichtsdestotrotz muss dieser Film als eine (gelungene) Parabel für eine Gesellschaft gelten, die frei von allen Einflüssen an ihrer eigenen vermeindlichen Sorgenlosigkeit zerbricht. So grotesk bestimmte Abschnitte des Films auch anmuten (siehe Bild), Danny Boyle bringt zur Jahrtausendwende die gleichnamige Romanvorlage des englischen Schriftstellers Alex Garland mit einem Paukenschlag in die Kinos. Empfehlenswert für Di Caprio-Fans und jene, die es noch werden wollen - gleichwohl er für die Rolle des Richard für die Goldene Himbeere nominiert worden ist -, sowie für denjenigen, der Abenteuerfilm mit Nachdenken kombinieren möchte. Und nicht zuletzt für jene, die sich einfach nur unsterblich in Virginie Ledoyen verliebt haben, die französische Schauspielerin, die in der Rolle der Francoise das männliche Publikum entzückt, und mit Sicherheit auch Teile des weiblichens nicht unberührt lässt.


The Circumstance sagt:

8/10 Virginies für einen paradiesischen Auftritt!



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