Die Stirn in Falten gelegt, die Nase rümpfend, den Kopf leicht schüttelnd, saß ich da und nahm wahr, was mir die Jungs von AnnaOH! da auf ihrer MySpace Seite präsentierten. Die Musik ist jung, die Künstler selbst auch, das werden sie im gleichnamigen Song („Wir Sind Jung“) auch nicht müde zu beteuern. „Ach, was sonst“ war das erste, was mir einfallen wollte, als ich in den ersten Song reinlauschte. Der sich inflationär verbreitende Strom aus elektronischen Tönen und Synthesizerfabrikaten hatte also auch vor diesen Hamburger Typen keinen Halt gemacht, wer hätte es für möglich gehalten. Unter ihren bislang ganzen drei im Netz veröffentlichten Songs findet sich alles wieder: Ihre Bandbreite reicht von 'einigermaßen melodisch' („Wir Sind Jung“) bis hin zu 'in Wiederholungen erstarrend und schlichtweg plump' („Küss mich“). Die Texte handeln vom spät-pubertären Wunsch nach Freiheit und Abenteuer, mit zwei zusammengekniffenen Augen könnte man ihren ersten Track als eine Art Liebessong ansehen, wenn auch auf eine sehr verquere Art und Weise. Auch wenn der ein oder andere Ton noch nicht sitzt, in dieser Minute wird mir unweigerlich bewusst, dass mein Fuß bereits seit gut fünfzehn Minuten am Auf- und Abwippen ist. Seltsam. Aber wo war ich stehen geblieben? - Richtig, die Kritik über AnnaOH!. Und was ist das überhaupt für ein Name? Anna O., da war doch was. Meine umfassenden Recherchen ließen mich nach einigen Tagen und Nächten auf die Erklärung meines Bauchgefühls stoßen. „Bertha Pappenheim, vor allem unter ihrem Pseudonym Anna O. bekannt, arbeitete vor über einhundert Jahren eng mit Universalgenie Sigmund Freud zusammen, gemeinsam schufen sie die Basis für neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Psychoanalyse und Hysterieforschung.“ Meine Fresse, hoffentlich heben die sich damit keinen Bruch! Aber einmal ehrlich, seinen armen, armen Fans solch harte Kost anzubieten, ist mehr als grenzwertig. Aber immerhin haben AnnaOH! damit eine Art Background für Insider geschaffen, mit dem sich ihre sicher schon bald zahllosen Anhänger mühelos profilieren können. Wenn aber der Bezug zur Hysterie jetzt darauf abzielte, mich vor Glück in Hysterie und Ekstase zu bringen, dann war das ein netter, aber lachhafter Versuch.
Mein Fuß wippte immer noch auf und ab, das dritte Lied verstummte, ich klappte den Laptop zu und verließ summend und pfeifend das Zimmer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen