Montag, 29. März 2010

HOLLYWOOD SOUNDTRACK

Könnte Hollywood letzten Endes doch Recht behalten? In den Serien unserer Zeit, zu viele, um sie alle zu erwähnen (Scrubs, TheOC, HowIMetYourMother sowie Californication dienen an dieser Stelle aber als Musterbeispiele), läuft vieles nach einem charakteristischen Muster ab. Besonders die Wahl des Soundtracks in den einzelnen Episoden und in gleichem Maße die Berücksichtigung eines ganz eigenen Timings scheint für den Erfolg einer Serie maßgeblich zu sein. Bestimmte Songs ziehen sich durch eine ganze Folge hindurch, starten bereits während noch die Anfangscredits eingeblendet sind und enden in den letzten Zügen der Handlung. Da ein Song natürlich in den allermeisten Fällen mit der Länge einer Episode nicht mithalten kann, wird er gestreckt, oder - besser ausgedrückt - zerstückelt und in kleinen Fetzen in emotional abgestimmten Szenen wieder angestimmt. Seine ganze Wirkung entfaltet das Liedchen in dem Moment, in dem der Zuschauer begreift, dass a) der Song ihn bereits eine ganze Weile begleitet und b) das Lied in Tempus und Melodie, vor allem aber Lyrik, auf die jeweilige Thematik der Episode wie die Faust auf's Auge passt. In Californication, (ihr wisst schon, David Duchovny als wandelnde, sexsüchtige Alkoholleiche Schrägstrich liebevoller Vater einer kleinen Rockergöre) – um ein hervorragenes Beispiel zu nennen - startet die Pilotfolge mit einem Cover des durch Elton John berühmt gewordenen „Rocket Man“. Dieser Song wird, unglaubliche 35 Folgen später, in der Finalepisode der dritten Staffel, erneut gespielt, und zwar in erkennbarer Anspielung an die erste Folge der Serie.

Diese Methode verleiht der Serie einen gewissen Charakter, rundet sie ab und erzeugt beim Zuschauer eine Vertraut- und Verbundenheit.

Hollywood kennt dieses Prinzip natürlich seit Jahrzehnten, doch es scheint mir nun, dass diese Erkenntnisse nicht zwangsläufig aus dem Repertoire eines kalifornischen Profitgeiers entsprungen sind, sondern doch tatsächlich aus den Erfahrungen echter Menschen (aus Fleich und Blut) resultieren. Der ein oder andere mag es kennen, wem es nicht schon einmal passiert ist wird die nächsten Zeilen vermutlich als überheblich, aufgezwungen romantisch und unrealistisch abstempeln und kopfschüttelnd wieder vergessen: Es gibt Tage im Leben, an denen man sich nicht wirklich erklären kann, was man an ihm findet, aber ein ganz bestimmter Song geht einem nicht mehr aus dem Ohr. Ohne der Symbolik dahinter Beachtung zu schenken, verbringt man den gesamten Tag damit, pfeiffend und singend die Dominanz des Liedes weiter zu verstärken, bis letztlich etwas passiert, dass einem schlichtweg die Sprache verschlägt. Eine neue Situation tritt ein, verleiht dem Tag einen ganz eigenen Charakter, drückt ihm quasi ihren Stempel auf und einem wird bewusst, dass der Song die ganze Zeit über haargenau zu wissen geschienen hat, was seinem Zuhörer bevor stand. Die Moral des Tages wurde schon seit etlichen Stunden durch den Song hinaus in die Welt posaunt, von dieser Erkenntnis elektrisiert, überdenkt man seine Sichtweise über das Schicksal gerne noch einmal und nimmt sich fest vor, beim nächsten Ohrwurm einfach einmal genauer hinzuhören.



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